Singen trotz Infekt
In meine Praxis kommen oft Sänger, deutlich weniger Schauspieler und Sprecher, aus akutem Anlass zu mir mit der Angabe und Frage: „Seit heute oder seit Tagen habe ich einen „Infekt“. Kann ich singen, kann ich auftreten?“. Sehr oft handelt es sich hier um Beschwerden, welche die Stimmfunktion betrifft. Die Höhe oder der untere Registerbereich springt nicht an, oder geht nur mit Druck, Schleim sitzt auf den Stimmlippen, es juckt und kratzt im Hals, die Nase geht zu und leichtes Hüsteln stellt sich ein. Natürlich sind darunter Patient/innen, wo ein akuter Schnupfen und Husten mit Heiserkeit eine deutliche Infekt-Geschichte ankündigen. Hier muss der Stimmarzt genau abklären, welche Ebene des Stimmfunktions-Apparates gestört ist. Gibt es Infektzeichen, wie Rötungen und Schwellungen auf der Schleimhaut an den Eintrittspforten im Nasen– und Rachenbereich mit Heiserkeit und Husten oder sieht man nur eine geringe Schleimhautrötung im laryngealen Bereich mit Räusper– und Hüstelsymptomen? Ebenfalls kann eine deutliche schmerzhafte Mandelentzündung vorliegen, aber die Stimmfunktion kann völlig unauffällig sein. Hier ist eine sorgfältige Abwägung erforderlich, wenn für den Künstler kein Ersatz gefunden werden kann. Natürlich gelingt die Einschätzung für dem Stimmarzt leichter, wenn die klassischen Entzündungszeichen Calor (Überwärmung), Rubor ( Rötung), Tumor (Schwellung), Dolor (Schmerz) und Functio laesa ( Funktionseinschränkung) im Bereich der oberen Atemwege und Halsweichteile vorliegen. Hier gilt es zu klären, ob es sich um einen viralen Infekt oder eine bakteriellen Entzündung handelt. Aber die Übergänge sind fließend und erfordern ein Fingerspitzengefühl beim behandelten Arzt, weil es eine Kaskade von Schädigungsfaktoren gibt, die auf die Schleimhaut und auf den Organismus einwirken. Die Liste von Ursachen und Ko-Faktoren – viral, bakteriell, refluxbedingt, hormonell, allergisch, psychosomatisch- ist groß und müssen bei der Therapieentscheidung berücksichtigt werden. Bei Berufsstimmbenützern, stellt sich die die Frage: Wie schnell wird er einsatzfähig sein und wie kann man Folgeschäden vermeiden?